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Hier finden Sie eine Auflistung mit Erläuterungen der Fachbegriffe und Abkürzungen rund um das Thema medizinisches Cannabis. Mithilfe der Mouse-Over Funktion erhalten Sie innerhalb der Seitentexte bei unterstrichenen Wörtern eine Vorschau auf deren Bedeutung. Klicken Sie diese an, gelangen Sie in das Glossar.

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Therapie-
möglichkeiten

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Einführung

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Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis: klinische Wirksamkeit in breitem Indikations- und Symptomspektrum

Medizinisches Cannabis zeigt eine Vielzahl an therapeutisch nutzbaren Wirkungen: Zu den potenziellen Anwendungsgebieten zählen Symptome wie schmerzhafte Muskelspasmen, chronische oder neuropathische Schmerzen, chemotherapieinduzierte Übelkeit und Erbrechen sowie Appetitlosigkeit beispielsweise bei HIV/AIDS. Auch Erkrankungen wie Epilepsie, das Tourette-Syndrom, ADHS, Depressionen, Angst- und Schlafstörungen, Psychosen und das Glaukom sind in den Fokus der Behandlung mit medizinischem Cannabis bzw. THC und CBD gerückt. Wegen des umfassenden therapeutischen Spektrums und Einsatzpotenzials von Cannabis und cannabisbasierten Medikamenten besteht nach wie vor ein großer Forschungsbedarf.

Therapeutisches Spektrum von medizinischem Cannabis: Fortschritte in der aktuellen Forschung und kontinuierlicher Erkenntnisgewinn

In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise auf die Wirksamkeit und das Wirkspektrum von medizinischem Cannabis oder Cannabiszubereitungen. Der vorrangig evidenzbasierte Einsatz von medizinischem Cannabis erfährt eine kontinuierliche Bestätigung durch bereits erfolgte und weitere neue kontrollierte klinische Studien.

Hinweise, für welche Anwendungsgebiete cannabisbasierte Medikamente in den letzten Jahren in Deutschland hauptsächlich verordnet wurden, gibt eine Auswertung der Begleiterhebungen aus dem Jahr 2019 (siehe Abbildung).1

Die deutsche Begleiterhebung bietet die Chance, aus den erhobenen Daten einen kontinuierlichen Erkenntnisgewinn zu generieren. Die Vorgabe seitens des BfArM (§36 Abs. 6 Satz 4 SGB V), dass bis 31. März 2022 eine Teilnahme an einer nichtinterventionellen Studie verpflichtend war, ermöglichte es dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), für die Cannabistherapie Indikationen und Leistungsrichtlinien festzulegen.2

Abbildung 1. Anwendungsgebiete cannabisbasierter Medikamente, die die Verordnung begründen (Daten aus Begleiterhebung 2019)3

Vorteile der cannabisbasierten Therapie

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Vorteile der cannabisbasierten Therapie: Symptombehandlung mit breitem Wirkspektrum

Wie sich eindrucksvoll gezeigt hat, bedeutet die Verwendung von Cannabis sowohl in Form der Cannabisblüten als auch der Vollspektrumextrakte und Cannabinoide eine Erweiterung des therapeutischen Spektrums. Cannabisbasierte Medikamente sind in zahlreichen Indikationen einsetzbar – insbesondere, wenn die etablierte Medikation keine ausreichende Symptomverbesserung mit sich bringt oder zu nicht tolerablen Nebenwirkungen führt.3-5

Zu den etablierten Indikationen für cannabisbasierte Medikamente zählen chemotherapieinduzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV), Appetitlosigkeit und Kachexie bei Krebs oder HIV/AIDS, chronische oder neuropathische Schmerzen sowie Spastik bei Multipler Sklerose.3 Am häufigsten – d. h. in 72 % der Verordnungen – wird medizinisches Cannabis zur Linderung von Schmerzen verschrieben.6

Eine cannabisbasierte Therapie kann zwar Krankheitssymptome lindern, hat aber keine kurativen Effekte, d. h. sie kann eine Erkrankung nicht heilen. Doch dank der analgetischen, antiemetischen und appetitanregenden Wirkung von medizinischem Cannabis erfahren chronisch und schwer erkrankte Patient:innen eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Therapie mit medizinischem Cannabis: patientenabhängiges Wirkprofil

Medizinisches Cannabis wird derzeit vor allem bei chronischen Schmerzen, chronisch-entzündlichen Erkrankungen sowie neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen verschrieben. Die cannabisbasierte Therapie orientiert sich an der Symptomatik der einzelnen Patient:innen und beruht auf dem breiten Wirkspektrum der enthaltenen Cannabinoide und Terpene. Dabei kann die Wirkweise bei den einzelnen Patient:innen differieren.3,4,7

Auswahl von medizinischem Cannabis durch Ärzt:innen

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Auswahl von medizinischem Cannabis durch Ärzt:innen: individuell geeignete Cannabissorten

Abbildung 2. Auswahlkriterien cannabisbasierter Medikamente

Nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Einsatz gängiger Therapieformen können die behandelnden Ärzt:innen den betroffenen Patient:innen eine cannabisbasierte Medikation als belastungsreduzierende Alternative und Ergänzung zu konventionellen Theapiepräparaten vorschlagen. Bei der Auswahl orientieren sich die behandelnden Ärzt:innen nicht nur an der Symptomatik bzw. dem Krankheitsbild der einzelnen Patient:innen, sondern berücksichtigen auch die Vorerfahrung der Patient:innen mit diesen Substanzen. Sie entscheiden, welches Medikament für welche Patient:innen geeignet ist, individuell.

In aktuellen klinischen Studien wurden mit guten Resultaten eingesetzt:

  • THC-Extrakt mit 3 % THC bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa8
  • CBD-dominanter Extrakt mit 30 % CBD und 1 % THC bei Demenz, Morbus Crohn, Autismus, Spastik/Dystonie und Epilepsie9
  • CBD/THC-balancierter Extrakt mit 5 % CBD und 5 % THC bei Schmerzen, PTBS, M. Parkinson, Multipler Sklerose sowie Chemotherapie-assoziierten Symptomen10

Hinweis

Für die Auswahl des geeigneten Medikaments müssen generell folgende Fragen berücksichtigt werden:

  • Welche Symptomatik soll gelindert werden?
  • Welche Cannabinoid-Eigenschaften werden benötigt?
  • Welche Cannabinoid-Eigenschaften sind für die zu behandelnden Patient:innen geeignet?

Abbildung 3. Mögliche Indikationserweiterungen basierend auf Forschungsergebnissen und Therapieerfahrungen4,7

Fortschritte in der cannabisbasierten Therapie: Ausblick auf Indikationserweiterungen

Da der Gesetzgeber weder Indikationen für eine Therapie mit Cannabis vorschreibt noch Beschränkungen bestimmter Anwendungsbereiche vorgegeben hat, erschließen sich stets neue Indikationserweiterungen. Ausschlaggebend hierfür sind laufend evidenzbasierte aktualisierte Forschungsergebnisse und Therapieerfahrungen.

So basieren weitere potenzielle Therapieansätze auf zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnissen in den folgenden Indikationen: Spastik, Tourette-Syndrom, Epilepsie, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Migräne, Cluster-Kopfschmerz, Anorexie, posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Schlaf- und Angststörungen, Depression, Schizophrene Psychose, Zwangs- und Suchterkrankungen, neurodegenerative und neurologische Erkrankungen (Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Morbus Huntington, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Dystonie, Tremor, Restless Legs Syndrom), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und M. Crohn), Reizdarmsyndrom, Glaukom, sowie Hyperhidrosis.4,7

Aktuelle Studienlage zu medizinischem Cannabis

Weltweit werden Studien zu medizinischem Cannabis durchgeführt, wie die folgende Übersicht zeigt (Tabelle 1).8-11

Tabelle 1. Aktuelle Studienlage zu medizinischem Cannabis8-11

Referenzen

Stand: 2021

  1. BfArM: Cremer-Schaeffer P. Cannabis als Medizin. Erste Erkenntnisse aus der Begleiterhebung. 2019 https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bundesopiumstelle/Cannabis/Vortrag_Cannabis_Begleiterhebung.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt besucht am 17.02.2022).

  2. BfArM: Bundesamt für Justiz. Verordnung über die Begleiterhebung nach § 31 Absatz 6 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch. https://www.gesetze-im-internet.de/canbv/__3.html (zuletzt besucht am 15.07.2021).

  3. Grotenhermen F, Häußermann K. Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2019.

  4. Müller-Vahl K, Grotenhermen F. Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin 2020.

  5. Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch (SGB V) Gesetzliche Krankenversicherung § 31 Absatz 6 SGB. https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/31.html (zuletzt besucht am 17.02.2022).

  6. DAP Report. Medizinische Cannabisblüten. https://www.deutschesapothekenportal.de/rezept-retax/medizinisches-cannabis/ (zuletzt besucht am 17.02.2022).

  7. Russo E, Guy WG. A tale of two cannabinoids: The therapeutic rationale for tetrahydrocannabinol and cannabidiol.  Medical Hypotheses 2006;66:234–246.

  8. Produktmonographie: THC STRAIN 1. 2021

  9. Produktmonographie: CBD STRAIN. 2021

  10. Produktmonographie: CBD –THC BALANCE STRAIN. 2021

  11. Häußermann K, Grotenhermen F, Milz E.  Cannabis. Verordnungshilfe für die Apotheke. Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2018.